Die Grundsätze der Berliner Tafel

Die Tafeln in Deutschland haben sich auf folgende Grundsätze verständigt: Sie geben einwandfreie Lebensmittel ab, arbeiten überwiegend ehrenamtlich und unabhängig, nehmen eine Münze für die Waren, machen sich gegenseitig keine Konkurrenz (deshalb auch nur eine Tafel pro Stadt) und helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen. Nur wer diesen Ehrenkodex unterzeichnet, bekommt vom Bundesverband den Namen Tafel verliehen.

Für die Grundversorgung der Menschen ist der Staat zuständig. Die Arbeit der Berliner Tafel darf kein Alibi dafür sein, Menschen ihre Hartz IV-Bezüge oder andere Transferleistungen zu kürzen.

Der Verein verzichtet daher bewusst auf finanzielle Unterstützung durch den Berliner Senat oder die Bezirke, damit das Geld nicht anderen Vereinen mit dem Verweis auf die Lebensmittel der Tafel abgezogen wird.

Die Berliner Tafel hilft Menschen, einen gewissen finanziellen Spielraum zurückzugewinnen und sich gesünder zu ernähren. Ziel ist nicht, dass sie mithilfe der Spenden über die ganze Woche kommen. Die Berliner Tafel finanziert sich ausschließlich durch Sach- bzw. Geldspenden und kann daher nicht garantieren, was und wie viel am Tag verteilt werden kann – mitunter ist es wenig, bisweilen viel. Die Berliner Tafel kauft keine Waren hinzu, sie gibt ausschließlich Spenden weiter.

Sie distanziert sich daher von Initiativen, die versuchen, für „ihre Leute“ möglichst viele Spenden zusammen zu bekommen. Die Berliner Tafel versucht, die Lebensmittel gerecht zu verteilen – damit auch die Schwächsten der Armen nicht zu kurz kommen.

Der Griff zum Fertiggericht ist einfach. Zudem erziehen viele Supermärkte ihre Kundinnen und Kunden mittels Preispolitik und Werbung systematisch zur Sauce aus der Tüte, zum Eintopf aus der Dose und zum Kartoffelpuffer aus der Kühlung.

Frisches Obst und Gemüse sind teuer. Gutes Essen gibt es oft nur noch in Kochshows. Wer jedoch in einer Ausgabestelle Kürbis, Kohl und Basilikum bekommt, muss sich etwas einfallen lassen oder bei den gestandenen Hausfrauen und -männern unter den Ehrenamtlichen nach Rezeptideen fragen. Die Berliner Tafel verteilt u. a. Obst und Gemüse aus Feinkostabteilungen und Biomärkten.

Ein Lächeln, ein freundliches Wort, ein offenes Ohr. Das gehört genauso zur Berliner Tafel wie die Verteilung von Lebensmitteln. Was zählt, ist die Begegnung von Mensch zu Mensch.

Bei der Berliner Tafel helfen Frauen und Männer aus allen sozialen Schichten mit. Der Manager im Vorruhestand lernt die Nöte einer alleinerziehenden Mutter kennen, die alte Dame mit der kleinen Rente holt sich erst Waren ab und backt dann einen Kuchen für die Ehrenamtlichen, der zu Sozialstunden verurteilte Jugendliche begegnet der Herzlichkeit von Menschen mit Down-Syndrom. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein.

Der Berliner Tafel ist nichts Menschliches fremd. Von einer kleinen Initiative über die Jahre zu einem mittelständischen Unternehmen gewachsen, aber unverändert von Ehrenamtlichen geleitet, passieren immer wieder große und kleine Fehler, werden Menschen enttäuscht und Ideen in den Sand gesetzt. Zur Berliner Tafel und allen voran ihrer Chefin Sabine Werth gehört es, dies ehrlich zuzugeben und sich zu entschuldigen. Fehler lassen sich nie vermeiden. Die Kunst ist, sie nicht zu vertuschen, sondern aus ihnen zu lernen.

Oft wollen Spenderinnen und Spender ihren Mitmenschen mit wenig Geld einen besonderen Gefallen tun und Wein, Bier oder Spirituosen spenden. Doch woher sollen die Ehrenamtlichen wissen, ob eine Person ein Alkoholproblem hat und ob ihr und ihren Angehörigen durch die legale Droge Leid zugefügt wird? Die Berliner Tafel verteilt daher grundsätzlich keinen Alkohol. Wenn sich Spendende gar nicht von der hochprozentigen Gabe abbringen lassen, dann lagert die Berliner Tafel die Flaschen für das nächste Fest ein, bei dem der Alkohol in Maßen ausgeschenkt werden kann.

Wenn Medien berichten, die Berliner Tafel verteile abgelaufene Lebensmittel, dann ist das ärgerlich. Suggeriert wird, die Bedürftigen bekämen nur den Abfall der Gesellschaft. Richtig ist dagegen, dass die Berliner Tafel voll verzehrfähige Lebensmittel verteilt. In der Regel sind dies neben Obst und Gemüse vor allem Waren, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) aus dem Verkauf genommen wurden. Das MHD sagt jedoch nicht, dass die Lebensmittel nach dessen Erreichen per se schlecht sind. Es ist kein Verfallsdatum.

Wer hatte nicht schon mal einen Joghurt im Kühlschrank oder eine Konserve im Schrank, die trotz erreichten MHDs noch gut waren? Dagegen war vielleicht ein Käse frühzeitig schimmlig, weil die Packung beschädigt war. Ob Lebensmittel noch gut sind oder nicht, ist keine Frage des Aufdrucks, sondern des Riechens und vorsichtigen Probierens.

Die Vorsitzende der Berliner Tafel, Sabine Werth, setzt sich daher in der öffentlichen Debatte für die Abschaffung des MHDs ein. Verwendet werden sollte nur noch das Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“), das schon beispielsweise für Eier, Fleisch oder Fisch verwendet wird und mit dem das MHD oft verwechselt wird.

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